„Die beunruhigenden Nachrichten über das Fortschreiten der Cholera sind unbegründet“, so meldete noch Anfang Mai 1831 die „Königsberger Zeitung“. An der russischen Grenze seien bereits erste Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, so daß „für unser Land jede Besorgnis schwinden“ dürfte. Die Krankheit hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen langen Weg und Millionen von Opfern hinter sich gelassen. Von Südostasien war sie weiter nordwärts nach Rußland vorgedrungen und hatte schließlich im Mai Preußen erreicht.
Der von der preußischen Regierung errichtete dreifache Militärkordon konnte die Seuche jedoch nicht stoppen. In Königsberg raffte sie zwei Prozent der Bewohner hinweg. Von 230000 Berlinern erkrankten 2271. Davon starb über die Hälfte an Austrocknung aufgrund des plötzlichen Flüssigkeitsverlustes, hervorgerufen durch die starken Durchfälle. Angesichts der Willkür und Grausamkeit des Todes verbreiteten sich Angst und Schrecken in der Bevölkerung, selbst wenn statistisch gesehen weitaus weniger Menschen an der Cholera starben als an der Tuberkulose. Präventive und therapeutische Maßnahmen waren ebenso zahlreich wie wirkungslos – bis auf die homöopathische Behandlung, die ihr Begründer Samuel Hahnemann erfolgreich praktizierte, was dieser Heilmethode zum entscheidenden Durchbruch verhalf.
Es sollte noch 50 Jahre dauern, bis Robert Koch den Erreger entdeckte. Bis dahin fielen der Cholera allein in Deutschland etwa eine halbe Million Menschen zum Opfer.