350 Frauen hatten sich dem „Paris-Urteil“ gestellt. Allerdings waren sie keine Göttinnen wie im antiken Mythos, wenngleich nicht wenige Besucher des „Concours de Beauté“ wahrhaft „überirdische Schönheit“ zu entdecken glaubten, als im mondänen Badeort Spa an der belgischen Küste am 19. September 1888 der erste Schönheitswettbewerb Europas stattfand. Die Idee stammte aus den USA. Mitte der 1850er Jahre hatte der Schausteller und Geschäftsmann Phineas T. Barnum den Unterhaltungswert von Schönheitswettbewerben erkannt – und sofort gute Geschäfte gewittert. Er ließ die schönsten Hunde, Katzen und Vögel, sogar Babys küren. Als er jedoch dazu übergehen wollte, auch Frauen zur Wahl zu stellen, scheiterte er daran, daß die wenigen Damen, die dazu bereit waren, nicht seinen Ansprüchen von „Respektabilität“ entsprachen. Erst als sich Ende des Jahrhunderts auch die Moralvorstellungen in den USA zu lockern begannen, fanden erste „Misswahlen“ statt. An diesen Vorbildern orientierte sich auch die Veranstaltung ins Spa. Aus den 350 Kandidatinnen, die ihr Foto eingesandt hatten, wurden 18 ausgewählt. In geschlossenen Wagen fuhren sie zum Kursaal, in dem die Galaveranstaltung stattfand. Dort wurden die Damen von der (männlichen) Jury befragt und begutachtet. Die schönste Schönheit war den Veranstaltern 5000 Francs wert – und ein Titelbild in der renommierten französischen Zeitung „L’ Illustration“. Den Sieg errang die 18-Jährige Marthe Soucaret, eine Kreolin aus Guadeloupe. Offenbar war Exotik schon damals en vogue.
19. September 1888
Die schönste Frau in SpaTeilen: