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Die „Sizilianische Vesper“

30.03.1282

Die „Sizilianische Vesper“

Sizilien war zum Spielball der Mächten geworden: Seit 1261 regierte der Franzose Karl von Anjou Sizilien mit harter Hand, mußte seine Herrschaft aber Peter III. von Aragonien verteidigen, der mit der Stauferin Konstanze verheiratet war. Die Sizilianer wären wohl gern ganz von der großen Politik verschont geblieben. Noch lieber aber wollten sie es den arroganten Besatzern aus Frankreich einmal richtig zeigen. Die Kirche zum Heiligen Geist unweit von Palermo war, wie immer am Ostermontag, auch im Jahr 1282 Schauplatz eines Volksfestes. Doch mitten unter die fröhlichen Sizilianer, die auf den Beginn des Vesper-Gottesdienstes warteten, mischte sich eine Gruppe französischer Beamter, die begannen, sich selbstherrlich aufzuführen: Einer von ihnen zerrte eine junge, verheiratete Frau aus der Menge heraus und belästigte sie. Das war zuviel: Ihr Mann stürzte sich auf den Strolch und erdolchte ihn. Auch andere Sizilianer zückten ihre Messer und keiner der Franzosen erlebte das Vesper-Läuten der Glocken. In das Geläut mischte sich sogleich der aufgebrachte Schlachtruf: „Moranu li Franchiski“ (Tod den Franzosen). Und so kam es: In einer wüsten Orgie der Gewalt entlud sich der angestaute Haß. Das Massaker erfaßte die ganze Insel, bekam eine europäische Dimension, denn Peter III. intervenierte, unterstützt durch den byzantinischen Kaiser Michael III., der auch zu den Feinden Karls gehörte. Erst später wurde der Aufstand zur patriotischen Tat stilisiert. Doch „frei“ wurden die Sizilianer durch den Blutrausch nicht: An die Stelle Karls trat kurze Zeit später Peter III. Noch Jahrhunderte später aber war die Erinnerung lebendig. Als Heinrich IV. von Frankreich (1589-1610) dem spanischen Botschafter einmal drohte, er könne den spanischen Ländern in Italien großen Schaden zufügen, verstieg er sich zur Aussage: „Ich werde in Mailand frühstücken und in Rom zu Mittag speisen“. „Dann“, erwiderte der Diplomat schlagfertig „werden Eure Majestät unzweifelhaft rechtzeitig zur Vesper in Sizilien sein.“ Die dramatischen Geschehnisse gingen schließlich auch in die Opernliteratur ein: Den Stoff griff Guiseppe Verdi in seiner Oper „Die sizilianische Vesper“ (1855) auf.

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