Von allen Stämmen der Völkerwanderungszeit haben vermutlich die Wandalen den schlechtesten Ruf. Obgleich ihr Reich bereits 534 von Belisar, einem Statthalter Kaiser Justinians, zerstört wurde, gelten sie als Inbegriff des Barba-rentums und der blinden Zerstörungswut. Dem Germanenstamm, der zunächst im Gebiet zwischen oberer Weichsel und Oder beheimatet war, gelang es zu Beginn des 5. Jahrhunderts, über Gallien und Spanien bis nach Nordafrika vorzudringen, wo er im Einvernehmen mit Westrom ein eigenes Reich begründete. Unter König Geiserich zogen die Wandalen erneut nach Europa, nachdem die Verlobung zwischen Geiserichs Sohn Hunerich und Eudokia, der Tochter Kaiser Valen-tinians III., gelöst worden war. Im Juni 455 eroberten die Wandalen Rom. Zwei Wochen lang gab Geiserich, dem spätere Historiker reine Habgier attestierten, die Stadt zum Plündern frei. Während Gold, Bronze- und Marmorstatuen in großer Menge auf Schiffe verladen wurden, hatte der Wanda-lenkönig anderes im Sinn: Er entführte Licinia Eudoxia, die Witwe Kaiser Valenti-nians III., zusammen mit ihren Töchtern Eudokia und Placidia und ließ die Frauen zusammen mit der Kriegsbeute nach Karthago bringen, wo Eudokia nun doch noch Hunerich heiratete.
2. Juni 455
Die Wandalen in Rom1. Juni 2005
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