Der große Reichtum der Augsburger Familie Fugger war bereits im ausgehenden Mittelalter legendär und die Liste ihrer berühmten Schuldner lang. Doch Reichtum verpflichtete auch zu besonderer Wohltätigkeit, und so kaufte Jakob Fugger der Reiche bereits im Jahr 1514 vier Häuser in Augsburg, die in den Folgejahren durch Neubauten und weitere Ankäufe zu einer abgeschlossenen Siedlung mitten in der Stadt heranwuchsen. Im August 1523 wies die Fuggerei 52 Häuser mit je zwei Wohnungen auf. Jakob Fugger legte in einem Stiftungsbrief fest, dass der Wohnraum bedürftigen, unverschuldet in Not geratenen Augsburgern katholischen Glaubens zugute kommen sollte.
Daran hat sich in der ältesten Sozialsiedlung der Welt bis heute nichts geändert. Heute wie damals beträgt die Jahresmiete in der Fuggerei einen Rheinischen Gulden, umgerechnet 0,88 Euro. Jeder Bewohner verpflichtet sich im Gegenzug, täglich für das Seelenheil des Stifters und seiner Familie ein Vaterunser, ein Ave Maria und ein Glaubensbekenntnis zu beten. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde die Fuggerei nach historischem Vorbild wieder aufgebaut und beherbergt heute etwa 150 Menschen in 67 Häusern. Mit ihren weiten, lichten Gassen und Höfen war die vom Baumeister Thomas Krebs gestaltete Fuggerei, die ein wenig an die niederländischen Beginenhöfe erinnert, ihrer Zeit architektonisch weit voraus und ist bis heute ein Kleinod Augsburgs geblieben.