Das römische Herrschaftssystem des Prinzipats besaß keine Verfassung. Der Kaiser übte seine Macht aus, weil Soldaten, Volk und Aristokratie hinter ihm standen. Gestützt auf diese Loyalität, konnte der Herrscher nicht zurücktreten. Falls er dies etwa im Bürgerkrieg versuchte, wurde er getötet, weil sein Verhalten als Verrat galt.
Im Jahr 284 setzte sich nach Jahren der Instabilität der Militär Diokles an die Spitze des Reichs. Als Diokletian versuchte er die krisenhafte politische Situation – unter anderem die Bedrohung durch Germanen und Perser – in den Griff zu bekommen, indem er die Macht aufteilte. Mit seinem Mitkaiser (augustus ) Maximian wählte er zwei caesares als Unterkaiser. Über zwei Jahrzehnte lenkte diese Tetrarchie das Reich harmonisch. Doch am 1. Mai 305 geschah das Unfassbare: Diokletian trat zurück und zwang auch Maximian abzudanken. Offenbar wollte der Kaiser durch diesen Schritt seine Nachfolge möglichst konfliktfrei regeln. Die bisherigen caesares rückten an die Stelle der augusti, zwei neue Unterkaiser traten hinzu. Diokletian zog sich in seine Residenz in Split zurück. Die Nachfolger jedoch stritten um ihre Kompetenzen und stürzten das Reich in eine Krise. Obgleich Diokletian im Jahr 308 bei einer Konferenz in Carnuntum seine Nachfolger zur Räson zu bringen suchte, scheiterte das Experiment Tetrarchie: Es hatte zu stark auf der Autorität des Diokletian beruht. Freiwillige Rücktritte gab es nach ihm keine mehr.