Das war eine besondere Form der „Weltpolitik“: Kaiser Wilhelm II., technik- und wissenschaftsbegeistert, wollte mithalten bei der Erforschung der Antarktis. Und so bestimmte er am 18. Juli 1901 den Geografen und Geophysiker Erich von Drygalski zum Leiter der ersten deutschen Südpol-Expedition. Seit einigen Jahren grassierte in Europa ein „antarktisches Fieber“, Briten, Belgier, Schweden und andere suchten am anderen Ende der Welt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, einer gehörigen Portion Abenteuer – aber auch nach Ruhm und Ehre für ihr Vaterland. Nun also auch das Deutsche Reich. Ohne die finanzielle Unterstützung des Staates wäre die von Wissenschaftlern angeregte Forschungsreise nie zu Stande gekommen. Aber die Gelehrten der Zeit sahen in der Förderung von Wissenschaft gerade auch eine vornehme Aufgabe des Staates. Schon Theodor Mommsen hatte 1890 die „Großwissenschaft“ gefordert, heute würde man sagen: eine vernetzte, vom Staat initiierte und finanzierte Forschung. Groß war das Forschungsvorhaben in jedem Fall. Mitte August stachen Drygalski und 32 Mann Besatzung mit dem Schiff „Gauß“ in See. Ein halbes Jahr später war das Ziel erreicht: eine bislang unbeschriebene Region der Antarktis, ca. 90° östlicher Länge. Drygalski wußte, was er zu tun hatte und taufte das Gebiet „Kaiser-Wilhelm-II.-Land“. Zu der Zeit galt es noch keinesfalls als erwiesen, daß sich unter dem antarktischen Eis auch tatsächlich überall Landmassen befänden. Eine achttägige Exkursion ergab nicht nur die ersten Proben vulkanischen Gesteins, sondern führte sogar zur Entdeckung eines Berges. Die Ergebnisse dieser ersten deutschen Forschungsreise in die Antarktis sind vielfältig: Die Berichte und Dokumentationen Drygalskis füllen 20 Bände.
18. Juli 1901
Eine Expedition ins EisTeilen: