Englands erste Verfassung

Oliver Cromwell befand sich auf dem Gipfel seiner Macht, als im Dezember 1653 in London das „Instrument of Government“ erlassen wurde, das ihn, Cromwell, zum Lordprotektor über das Commonwealth erhob und ihm auf Lebenszeit die oberste Macht im Staat übertrug. Wenige Jahre zuvor war der Führer der Puritaner als Sieger aus dem Bürgerkrieg gegen den König und dessen Anhänger hervorgegangen und hatte das Parlament von Andersdenkenden gereinigt. Das nun rein puritanisch besetzte Rumpfparlament hatte 1649 die Monarchie abgeschafft und König Charles I. hinrichten lassen. Das einstige Königreich erhielt nun den Namen „Commonwealth of England“ und war ein nominell republikanischer Staat. 1653 schließlich ließ Cromwell auch das Rumpfparlament auflösen und gab England mit dem „Instrument of Government“ seine erste Verfassung. Als Lordprotektor war er faktisch Alleinherrscher über England, Schottland und Irland. Auch die Macht des Parlaments war deutlich beschnitten. Der Lordprotektor konnte nicht nur mißliebige Mitglieder daraus entfernen lassen, sondern auch Gesetzesentwürfe zurückweisen. Doch der Widerstand, der sich im Volk und bei den Parlamentariern gegen die Alleinherrschaft Cromwells erhob, war beträchtlich. Bereits 1655 löste sich das erst kurz zuvor zusammengetretene Parlament von selbst auf, nachdem es mit dem Versuch einer Verfassungsänderung gescheitert war. Aus dem einstigen Revolutionär Cromwell wurde nun zunehmend ein Diktator, der das Land nur noch mit Hilfe des Militärs beherrschte, bis er 1658 starb.

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