Kurz nach der Landung König Heinrichs VII. von England Anfang August 1485 in Milford Haven mehrten sich besorgte Berichte über eine mysteriöse Krankheit. Hochansteckend, breitete sie sich in England, Schottland und Irland aus und forderte Tausende von Opfern. Erste Symptome waren Angstgefühle, Schwindel und starker Schüttelfrost. Dann setzte das charakteristische, von üblem Geruch begleitete Schwitzen ein, das der Krankheit den Namen „Englischer Schweiß“ (lat. sudor anglicus) gab. Begleitet wurde er von Herzrasen, Kopf- und Gliederschmerzen, schließlich Delirium. Die meisten starben innerhalb eines Tages. Wer 24 Stunden überlebte, hatte gute Chancen auf eine Genesung, war danach aber keineswegs immun gegen die Seuche. Besonders betroffen waren offenbar Männer zwischen 15 und 45 Jahren, gleich welchen Standes.
Die ratlosen Ärzte waren sich lediglich sicher, dass es sich nicht um die Pest oder eine andere der bekannten Infektionskrankheiten handelte. Nach 1485 verschwand der „Englische Schweiß“ für mehrere Jahrzehnte. Nach kleineren Ausbrüchen kehrte die Krankheit 1528 mit großer Vehemenz zurück und breitete sich diesmal auch auf dem europäischen Festland aus, vor allem in Nord- und Osteuropa, aber auch in Deutschland. Zuletzt kam sie 1551 in England vor, danach verschwand sie ebenso mysteriös, wie sie gekommen war. Geblieben ist das Rätsel, um welche Infektionskrankheit es sich gehandelt hat – heutige Theorien reichen von einer Ansteckung mit Influenza- bis zu einer mit Hantaviren.