„Zählkandidaten“ werden sie heute oft abschätzig genannt, die sieben Männer – unter ihnen Ge?neral Ludendorff und Ernst Thälmann –, die sich am 29. März 1925 der ersten verfassungsmäßig abgehaltenen Direktwahl für das Amt des Staatsoberhaupts stellten. Friedrich Ebert, bis 1925 Reichspräsi?dent, war 1919 noch von der Nationalversammlung bestimmt worden. Im ersten Wahlgang vereinigte ein konservativ-nationaler Vertreter die meisten Stimmen auf sich, doch der Duisburger Oberbürgermeister Karl Jarres verfehlte mit seinen 38,8 Prozent die erforderliche absolute Mehrheit. Die Rechnerei ging los und erbrachte auf seiten der „Weimarer Koalition“, dem Minderheitskabinett aus SPD, Zentrum und DDP (Deutsche Demokratische Partei), folgende Überlegung: Wenn SPD-Mann Otto Braun seine 29,0 Prozent Wähler aufrief, den Zentrumskandidaten Wilhelm Marx (14,5 Prozent) zu wählen, würde wohl auch der DDP-Vertreter Willy Hellpach (5,8 Prozent) für diesen votieren. Damit wäre Marx als Kandidat dieses „Bürgerblocks“ wohl nicht zu schlagen. Doch es kam anders: Die Nationalkonservativen schlossen sich zu einem „Reichsblock“ zusammen und nominierten Paul von Hindenburg für den zweiten Wahlgang am 26. April. Und Hindenburg gewann knapp: Mit 48,3 Prozent vor Marx mit 45,3 Prozent. Damit folgte der alte Weltkriegsgeneral dem kurz zuvor verstorbenen Friedrich Ebert in das Amt des Reichspräsidenten.
29. März 1925
Erste Direktwahl des ReichspräsidentenTeilen: