Für Baron de Coubertin war es unvorstellbar: Frauen, die im Weitsprung, Speerwerfen oder Kugelstoßen gegeneinander antraten. Der Vater der Olympischen Spiele der Neuzeit befürchtete vor allem, dass die Blicke der männlichen Zuschauer mehr auf die Frauen als auf das sportliche Ereignis gerichtet wären. Zwar beteiligten sich Frauen bereits bei Olympia im Tennis, Golf oder beim Bogenschießen. Die FrauenLeichtathletik galt indes als anstößig. Doch immer mehr Frauen drangen darauf, sich auch in der Leichtathletik international zu messen; und sie hatten schließlich Erfolg.
Als Gegenveranstaltung zu den Spielen von 1920 in Antwerpen eröffnete der „International Sporting Club Monaco“ am 24. März 1921 im mondänen Monte Carlo das erste „Olympia“ für Frauen.. Das 300 Teilnehmerinnen umfassende Starterfeld setzte sich aus den exklusiveren Sportvereinen Frankreichs, Englands, Italiens und der Schweiz zusammen und war mit mehreren Rekordhalterinnen erstklassig besetzt. Deutsche Frauen nahmen nicht teil, da Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg von allen internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen war. Das Sportfest wurde von einem Basketballspiel und gymnastischen Tanzeinlagen umrahmt. Auch die Zuschauer waren von den Wettkämpfen begeistert und konnten von der Tribüne aus zudem den Blick auf das Mittelmeer genießen. Erst nachdem Coubertin 1925 als Präsident des Internationalen Olympischen Komi-tees zurückgetreten war, wurden bei den Spielen 1928 in Amsterdam auch Leichtathletinnen zugelassen.