Die Vorbereitungen waren unter strengster Geheimhaltung verlaufen. De Gaulle hatte nur den Außen- und den Verteidigungsminister eingeweiht. Erst im März 1966 hatten die übrigen Minister erfahren, daß Frankreich seine militärische Mitarbeit in der NATO beenden würde – gemeinsam mit der Weltöffentlichkeit. Zu dieser Zeit erklärte de Gaule in einem Brief an Lyndon B. Johnson, Frankreich beabsichtige „seine volle nationale Souveränität auf seinem Territorium“ wieder herzustellen und sich auch nicht mehr an der „integrierten Kommandostruktur des Bündnisses“ zu beteiligen. Am 1. Juli 1966 trat der erste Teil dieses Beschlusses in Kraft: Frankreich zog alle seine Truppen unter NATO-Befehl zurück. Formell jedoch blieb das Land Mitglied des Bündnisses. Was den Präsidenten zu diesem Schritt veranlaßte, war sein grundsätzliches Unbehagen an der zunehmenden Dominanz der anglo-amerikanischen Achse im Bündnis. De Gaulle suchte nach Alternativen, um Frankreich wieder zu Weltgeltung zu verhelfen, Alternativen außerhalb des Bündnisses. Deshalb auch verfolgte er so konsequent seinen Plan einer „force du frappe“, der eigenen Atomstreitmacht. Sie war vor allem ein schlagkräftiges Mittel zur weltpolitischen Profilierung der Grande Nation, ihr „eigentlicher Souveränitätsausweis“, wie de Gaule selbst sagte. Nach dem Rückzug aus der NATO genoß de Gaulle sichtlich die wiedergewonnene Handlungsfreiheit. Im September reiste er nach Kambodscha, griff er offen die amerikanische Politik in Südostasien an und forderte den Rückzug der US-Truppen aus Vietnam. Frankreich schien am Ziel zu sein, indem es sich als eine „dritte Kraft“ jenseits der beiden Blöcke etablierte.
1. Juli 1966
Frankreich verläßt die NATOTeilen: