Als der junge Geschäftsmann Henry Dunant im Juli 1859 von der Schlacht bei Solferino nach Genf zurückkehrte, war er tief erschüttert über das, was er erlebt hatte. Beim blutigen Zusammenstoß österreichischer mit französischen und italienischen Truppen hatte er spontan die Verwundetenpflege organisiert. Auf dem Schlachtfeld waren verletzte und sterbende Soldaten einfach liegengeblieben. In einem Brief schrieb Dunant: „Seit drei Tagen sehe ich in jeder Viertelstunde einen Menschen unter unvorstellbaren Qualen sterben“.
Henry Dunant verarbeitete die grausamen Erlebnisse drei Jahre später in seinem berühmten Buch „Eine Erinnerung an Solferino“. Er forderte darin die Gründung freiwilliger Hilfsgesellschaften, die durch internationale Verträge in ihrer Neutralität anerkannt sein sollten. Das Buch wurde ein großer Erfolg: In etliche Sprachen übersetzt, zirkulierte es in den europäischen Fürstenhäusern und rief bei vielen ein Bekenntnis zu den humanitären Ideen Dunants hervor. Innerhalb kürzester Zeit stellte sich der Erfolg ein: Am 8. August 1864 unterschrieben im Genfer Rathaus 26 Delegierte aus 16 Staaten eine Konvention, um das Los verwundeter Soldaten zu verbessern. Fortan sollten Fahnen und Armbinden mit einem roten Kreuz auf weißem Grund die Neutralität garantieren. Das Rote Kreuz wurde in den weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen des 19. und 20. Jahrhunderts zur wichtigsten international anerkannten Hilfsorganisation.