Als im Jahr 1633 die römische Inquisition Galileo Galilei wegen Häresie zu lebenslangem Hausarrest verurteilte, glaubte sie ein für alle Mal die Kontroverse um das heliozentrische Weltbild zu beenden. Fast ein Jahrhundert zuvor hatte Nikolaus Kopernikus mit seinem Werk „De revolutionibus orbium coelestium“ (Druck 1543) die römische Kurie in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Dass sich die Erde um die Sonne drehen sollte, drohte fundamentale Glaubenswahrheiten zu untergraben.
Der Streit war jedoch noch lange nicht beigelegt. Obwohl sich 1741 Benedikt XIV. bereits versöhnlicher zeigte und die Druckerlaubnis für das Gesamtwerk Galileis erteilte, wurde das kopernikanische Weltbild immer noch als Irrglaube abgetan. Es dauerte weitere 80 Jahre, bis ein spektakulärer Fall in Rom die Auseinandersetzung neu entzündete. 1820 war dem Astronomieprofessor und Kanoniker Giuseppe Settele die Publikation eines Buches verboten worden, da es das kopernikanische Weltbild nicht als Hypothese, sondern als physikalische Realität lehrte. Der Professor blieb aber hartnäckig und hatte damit Erfolg. Am 11. September 1822 verkündeten Pius VII. und seine Kardinäle, dass „gemäß der gängigen Meinung moderner Astronomen“ alle Werke, die auf dem kopernikanischen Weltbild fußten, zum Druck zugelassen werden sollten. Zum ersten Mal sprach sich damit ein Papst nicht mehr gegen die Verbreitung und Lehre des heliozentrischen Weltbilds aus. Erst 1992 aber rehabilitierte Papst Johannes Paul II. Galileo Galilei.