Der große religiöse Aufbruch des frühen 13. Jahrhunderts führte an vielen Orten zu neuen Formen der Volksfrömmigkeit. Die Aufrufe etwa der Minderbrüder des Franziskus von Assisi zur Buße und Umkehr, aber auch zu Nächstenliebe, Versöhnung und Frieden berührten viele Menschen. Seit Mai 1233 begannen immer mehr Einwohner der italieni-schen Po-Ebene, sich spontan zu Prozessionen zu versammeln und unter Gesang insbesondere des „Halleluja“ durch die Städte zu ziehen. Anfangs folgten sie vermutlich Laienpredigern, doch dann dominierten schnell franziskanische Minderbrüder wie Gerhard von Modena und Dominikaner wie Johannes von Vicenza die anwachsende „Halleluja-Bewegung“.
Frieden, Befreiung von Kriegsgefangenen, Schuldenerlass und Maß‧nahmen gegen Wucher propagierte die Bewegung. Der Chronist Salimbene von Parma erinnerte sich Jahrzehnte später, wie ihn als Kind die Prozessionen der „Halleluja-Bewegung“ von 1233 in seiner Heimatstadt beeindruckt hatten: „Die Zeit des Halleluja … war eine Zeit des Friedens und der Ruhe, in der die Waffen des Krieges beiseite gelegt wurden; eine Zeit der Heiterkeit und des Frohsinns, der Freude und Begeisterung, des Gotteslobes und Jubels.“ Nach dem Sommer 1233 hatte die Bewegung jedoch ihren Höhepunkt überschritten – ihre hehren Ziele blieben Utopie.