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„Kollektivscham“

7. Dezember 1949

„Kollektivscham“

„Mut zur Liebe“ – was wie der Titel einer Schnulze klingt, ist tatsächlich das Motto einer der bedeutendsten Reden von Theodor Heuss. Mit der „kurzen, im wesentlichen improvisierten Ansprache“ setzte der erste Bundespräsident noch nicht einmal drei Monate nach seinem Amtsantritt Akzente. Es ging um die Frage nach der Verantwortung der Deutschen für den Mord an den Juden. Der Anlaß war unspektakulär: Heuss war zu einem Antrittsbesuch nach Hessen gereist. Auf dem Programm stand auch die Teilnahme an einer Feierstunde der Wiesbadener „Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit“. Hier nutzte Heuss die Gelegenheit, zur „Schuldfrage“ Stellung zu nehmen: „Es hat keinen Sinn, um die Dinge herumzu?reden. Das teuflische Unrecht, das sich am jüdischen Volk vollzogen hat, muß zur Sprache gebracht werden. Das Wort ‚Kollektivschuld‘ ist eine zu simple Vereinfachung. Aber etwas wie eine Kollektivscham ist aus dieser Zeit gewachsen und geblieben.“ Mit dieser Absage an den kontrovers diskutierten Begriff der „Kollektivschuld“ sprach Heuss sich gegen eine unterschiedslose Verurteilung aller Deutschen aus. Mit dem neugeprägten Begriff „Kollektivscham“ appellierte er jedoch an das Gewissen jedes einzelnen. Die später oft vorgebrachte Kritik, „Scham“ sei eine individuelle Kategorie und könne nicht verallgemeinert werden, entkräftete der Schwabe mit einem für ihn und seine Reden bezeichnenden Satz: „Es gibt Dinge, wo nicht die Logik, sondern die Empfindung spricht.“

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