„Mut zur Liebe“ – was wie der Titel einer Schnulze klingt, ist tatsächlich das Motto einer der bedeutendsten Reden von Theodor Heuss. Mit der „kurzen, im wesentlichen improvisierten Ansprache“ setzte der erste Bundespräsident noch nicht einmal drei Monate nach seinem Amtsantritt Akzente. Es ging um die Frage nach der Verantwortung der Deutschen für den Mord an den Juden. Der Anlaß war unspektakulär: Heuss war zu einem Antrittsbesuch nach Hessen gereist. Auf dem Programm stand auch die Teilnahme an einer Feierstunde der Wiesbadener „Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit“. Hier nutzte Heuss die Gelegenheit, zur „Schuldfrage“ Stellung zu nehmen: „Es hat keinen Sinn, um die Dinge herumzu?reden. Das teuflische Unrecht, das sich am jüdischen Volk vollzogen hat, muß zur Sprache gebracht werden. Das Wort ‚Kollektivschuld‘ ist eine zu simple Vereinfachung. Aber etwas wie eine Kollektivscham ist aus dieser Zeit gewachsen und geblieben.“ Mit dieser Absage an den kontrovers diskutierten Begriff der „Kollektivschuld“ sprach Heuss sich gegen eine unterschiedslose Verurteilung aller Deutschen aus. Mit dem neugeprägten Begriff „Kollektivscham“ appellierte er jedoch an das Gewissen jedes einzelnen. Die später oft vorgebrachte Kritik, „Scham“ sei eine individuelle Kategorie und könne nicht verallgemeinert werden, entkräftete der Schwabe mit einem für ihn und seine Reden bezeichnenden Satz: „Es gibt Dinge, wo nicht die Logik, sondern die Empfindung spricht.“
7. Dezember 1949
„Kollektivscham“10. November 2004
Diesen Artikel merken Meine Merkliste anzeigen
Teilen:
Weitere Artikel aus der Redaktion
478/77 v. Chr.
31.03.1084
05.03.1604
14.03.1794
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
.
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte
Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
29.06.1073
29.03.1516
29.03.1970
Anzeige
Aktueller Buchtipp
Wissenschaftslexikon
Fa|ding 〈[fdın] n. 15; unz.〉 1 〈Rundfunktech.〉 1.1 An– u. Abschwellen des Tones 1.2 Ausblenden des Tones durch stetige Abnahme der Lautstärke (besonders bei der Wiedergabe von Musikstücken) … mehr
Gra|nu|lum 〈n.; –s, –nu|la; meist Pl.〉 1 〈Pharm.〉 Arzneikörnchen 2 〈Anat.〉 mikroskopisch kleines Körnchen im Zellplasma … mehr
Wüs|ten|luchs 〈[–ks] m. 1; Zool.〉 Raubkatze in Wüsten u. Steppen: Lynx caracal; Sy Karakal … mehr
Anzeige