„Durch innere Wirren herbeigerufen, besetzten die Sarazenen Spanien und bemächtigten sich des Reichs der Goten.” In knappen, nüchternen Worten schildert der anonyme Verfasser der Chronik von Albelda aus dem 9. Jahrhundert, was heutige Historiker als „einen der wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte der Iberischen Halbinsel“ bezeichnen: die muslimische Besetzung Spaniens. Im April des Jahres 711 war es dem freigelassenen Sklaven Tarik ibn Sijad gelungen, von Ceuta aus über die Meerenge nach Europa überzusetzen. Der als Leutnant in den Diensten von Musa ibn Nusair al-Bakri, des Emirs von Nordafrika, stehende Tarik hatte ein Heer von 7000 Mann im Gefolge. Der ins Meer vorspringende Felsbrocken, an dem die Armee aus Arabern und Berbern an Land ging, erhielt vom Heerführer den Namen: Djebel al-Tarik (Berg des Tarik). Aus dieser Bezeichnung entstand der Name Gibraltar. Von dieser Bastion aus eroberten die islamischen Heere in nur sieben Jahren nahezu das gesamte „al-Andalus“, wie sie die Iberische Halbinsel nannten. Mit überlegener Kriegstechnik gelang es den Mauren, die Westgoten zu besiegen, so daß dem Chronisten nur die Hoffnung auf himmlischen Beistand blieb: „Die Christen liegen Tag und Nacht mit ihnen im Krieg … bis künftig die göttliche Vorsehung anordnet, sie erbarmungslos zu vertreiben.” Auf diesen göttlichen Befreiungsschlag freilich mußte das christliche Abendland 800 Jahre warten. So lange nämlich dauerten die als „Reconquista“ bezeichneten Versuche, die „Heiden“ wieder aus Spanien zu vertreiben.
28. April 711
Landung am Berg des TarikTeilen: