Es ist die erste Erwähnung einer Aufführung von Shakespeares „Macbeth”, und einige Zeit dachten die Shakespeare-Experten, Simon Forman habe in seinem Tagebuch die tatsächliche Premiere beschrieben. Wie man inzwischen weiß, ist dies ein Irrtum. Im April des Jahres 1611 besuchte der Londoner Geisterbeschwörer und Quacksalber Forman vier aktuelle Theaterstücke, allesamt im Globe-Theater. In seinem Tagebuch hielt er die Handlungsstränge fest, ergänzt um einige persönlichen Bemerkungen zur „Moral“ der jeweiligen Geschichte. Damit ist Formans Bericht eine wichtige Quelle darüber, was das Publikum der Elisabethanischen Epoche vom Theater erwartete: Belehrung und moralische Instruktion anhand guter und abschreckender Beispiele. Dazu bot das Stück, das Forman und mit ihm an die 1200 Londoner am 20. April sahen, Anschauungsmaterial genug: An Gier, Neid und Haß hat Shakespeare wahrlich nicht gespart. Und auch nicht an Blut. Doch wann wurde das Stück nun tatsächlich erstmals gespielt? Die Forscher sind sich inzwischen einig: Es war im Sommer des Jahres 1606. Drei Jahre zuvor war der König von Schottland als Jakob I. zugleich König von England geworden – Anregung genug für Shakespeare, sich einem schottischen Stoff zuzuwenden. Dadurch konnten er und seine Schauspieltruppe „The King’s Men” dem neuen Herrscher ihre Reverenz erweisen. Der neugekrönte König war fasziniert von Hexengeschichten – solchen, wie der Autor sie im Prolog zu „Macbeth” effektvoll inszenierte. Und schließlich gab es am 7. August 1606 einen besonderen Anlaß, zu dem dann wohl erstmals das „Fair is foul and foul is fair” der drei Hexen erklang: Der dänische König Christian IV. weilte zu Besuch in England, und so fand die tatsächliche Premiere des Dramas vom Königsmord und seinen Folgen wohl pikanterweise vor zwei gekrönten Häuptern statt.
20. April 1611
Macbeth auf der Bühne16. Januar 2002
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