Wäre es kein Anachronismus, man müßte die Geschichte vom Mord am Langobardenkönig Alboin als eine rechte Räuberpistole bezeichnen. Der König des germanischen Stammes hatte einst im Auftrag des oströmischen Kaisers aufständische Völker an den Reichsgrenzen bekämpft. So rottete sein Heer im Jahr 567 die Gepiden aus. Alboin tötete deren König und nahm dessen Tochter, Prinzessin Rosimund, zur Frau. Aus dem Schädel seines getöteten Schwiegervaters, so heißt es, ließ sich der Barbarenfürst ein Trinkgefäß fertigen. Im folgenden Jahr lenkte der Heerführer sein Volk von Südosteuropa aus nach Westen. In Oberitalien eroberte sich Alboin sein eigenes Königreich. Eines Abends soll sich der Germane zu einer brutalen Tat verstiegen haben: „Trink mit deinem Vater!“, soll er seiner Gattin zugerufen und ihr den Schädelbecher voll mit Wein gereicht haben. Die stolze Prinzessin habe ihren Schmerz sprichwörtlich hinunter geschluckt – und noch in dieser Nacht ihren Plan zur Ermordung des Gatten gefaßt. Dazu versteckte sich Rosimund im Bett der Geliebten eines Höflings, des tapferen Helden Peredo. Der Nichtsahnende kam, Rosimund verführte den jungen Krieger – und hatte ihn damit in der Hand. Als Alboin eines Tages Mittagsschlaf hielt, meuchelte der Verführte den wehrlose König. Neue Studien behaupten, an der Geschichte sei nicht viel Wahres und Alboin einer schnöden Palastintrige zum Opfer gefallen. Doch damit wäre die Geschichte um eine spannende Episode ärmer – und auch die Gebrüder Grimm hätten den Stoff wohl nicht in ihre Sagensammlung aufgenommen.
28. Juni 572
Meuchelmord am LangobardenkönigTeilen: