Eine Davidsfigur sollte er schaffen, so stand es in dem Vertrag, den Michelangelo 1501 mit der Republik Florenz geschlossen hatte. Eine Republik war Florenz zu diesem Zeitpunkt erst wenige Wochen – nach langen Auseinandersetzungen hatte sich das städtische Bürgertum gegen die Herrschaft der Medici durchsetzen können. Und nun wollte sich der republikanische Stolz der Florentiner in einer Symbolfigur wiederfinden, in David, der den Riesen Goliath besiegt.
Michelangelo war vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Er hatte einen über vier Meter hohen Block aus Carrara-Marmor zu bearbeiten, an dem sich zuvor schon ein anderer Bildhauer versucht hatte – der Stein galt als verhauen. Nach drei Jahren Arbeit präsentierte Michelangelo jedoch ein Meisterwerk. 4,34 Meter hoch und aus einem Block geschlagen, gestaltete er einen nackten Jüngling von athletischer Gestalt. Gerade hebt er die Hand zur Schulter, bereit, seinen Gegner zu erschlagen. Sein Blick verrät entspannte Ruhe ebenso wie äußerste geistige Konzentration. Geistige Überlegenheit statt plumper Waffengewalt, so wollten die Republik-Anhänger sich gern sehen. Inzwischen hatten sich jedoch die Medici wieder durchgesetzt, und deren Anhänger bewarfen die Skulptur mit Steinen, als sie vor dem Palazzo Vecchio aufgestellt wurde.