Die Änderung musste jedem ins Auge springen: Am 29. März 1970 wurden die Nachrichtensendungen des Ersten und Zweiten Programms des Deutschen Fernsehens zum ersten Mal in Farbe ausgestrahlt. Im Zug dieser Umstellung hatte man sich auch auf eine weitere Neuerung geeinigt: Als die tägliche Wettervorhersage anstand, blickten die Zuschauer nicht auf die gewohnte Deutschlandkarte, sondern auf eine Europakarte, auf der zwar Deutschlands Flüsse, Höhenzüge und Städtenamen, nicht aber die politischen Grenzen eingezeichnet waren.
Der Anblick war ungewohnt. Zuvor hatten die schwarz-weißen Wetter‧karten Deutschland in den Grenzen von 1937 gezeigt, mit den ehemaligen deutschen Provinzen östlich der Oder-Neiße-Linie. Noch 1963 hatte das ZDF trotz wiederholter Angriffe der polnischen Regierung versichert, „unser Vaterland trotz willkürlicher Grenzziehung immer noch als ungeteiltes Ganzes“ zu zeigen. Sieben Jahre später, infolge der neuen Ostpolitik Willy Brandts, kam eine solche Haltung nicht mehr in Frage. Daran konnte auch der Protest des Bundes der Vertriebenen nichts ändern. Ein Jahr später, am 30. Juni 1971, traten schließlich neue Richtlinien über Landkarten und Ortsbezeichnungen in Kraft. Die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie durften nun nicht mehr als „deutsche Ostgebiete“ bezeichnet werden, und auch die DDR sollte nicht mehr „Mitteldeutschland“ bzw. „Sowjetische Besatzungszone“ heißen.