König Otto I. von Griechenland aus der Dynastie der Wittelsbacher hatte es nicht leicht. Nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich in den 1820er Jahren waren die Hellenen in ziemlichen Schwierigkeiten. Die Auslandsschulden waren horrend, das Steueraufkommen gering, und ein ausgeklügeltes Patronagesystem setzte dem Staat erheblich zu. Die Unzufriedenheit in Griechenland wuchs unter diesen Umständen, so dass Otto I. 1862 nach Bayern zurückkehren musste.
Als seinen Nachfolger wählte die griechische Nationalversammlung am 30. März 1863 den erst 18-jährigen Wilhelm von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Prinz von Dänemark, nachdem der Favorit Prinz Albert, Sohn der englischen Königin Victoria, nicht zur Verfügung stand. Als König Georg I. von Griechenland versuchte Wilhelm, aus den Fehlern seines Vorgängers zu lernen. Er unterstützte politische Reformen, die dem Land vor allem im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stabilere Regierungen ermöglichten. Dennoch: Die wirtschaft‧lichen Probleme Griechenlands blieben bestehen. Die fortwährend negative Handelsbilanz führte 1893 zum Staatsbankrott; das Land wurde unter internationale Finanzaufsicht gestellt.
Georgs Popularität blieb jedoch ungebrochen. Große Sympathien brachte ihm das Versprechen ein, seine Kinder zum orthodoxen Glauben konvertieren zu lassen. Der König gab sich volksnah, doch das kostete ihn das Leben: Auf Begleitschutz verzichtend, fiel er 1913 in den Straßen von Thessaloniki einem Attentat durch den Anarchisten Alex-ander Schinas zum Opfer.