Der Britannierkönig Caratacus war wohl einer der prominentesten Feinde Roms. Er diente damals vielen Römern als eine Art Gegenbild zur eigenen, vermeintlich dekadenten Gesellschaft: Als starker, mutiger und widerspenstiger „Barbar“ hatte er den Legionen Roms auf der Insel am Rand der Welt heldenhaft Widerstand geleistet. Doch endgültig vertreiben konnte der Guerillakampf des Caratacus die römischen Soldaten nicht. Nach zehn Jahren, im Jahr 51 n. Chr., wurde der britannische Fürst mit seiner Familie nach Rom gebracht und dort dem staunenden Volk im Triumphzug vorgeführt. Dabei soll sein mutiges Auftreten allen Anwesenden Achtung eingeflößt haben. Tacitus zufolge habe der schlaue Gefangene vor Kaiser Claudius geschickt argumentiert: Töte man ihn, Caratacus, sofort, werde auch des Kaisers Siegesruhm schnell verblassen. Doch lasse man ihn am Leben, so künde diese Tat dauerhaft vom glanzvollen Sieg des Claudius.
Tatsächlich lebten Caratacus und seine Familie noch jahrelang in Rom. Angeblich flanierte er eines Tages durch die Metro‧pole und rief dabei verwundert aus: „Und ihr, die ihr diesen Besitz und so viel davon euer eigen nennt, wie könnt ihr noch nach unseren ärmlichen Zelten verlangen?“. Obwohl Caratacus nicht den Tod auf dem Schlachtfeld fand, dauerte sein Nachruhm an, jedenfalls in seiner Heimat. Im Mittelalter rankten sich zahlreiche Legenden um ihn, und er avancierte zu einer zentralen Figur der walisischen Literatur.