Queen Victoria erklärte am 31. Dezember 1857 Ottawa zur Hauptstadt Kanadas. Die Zeitgenossen müssen von dieser Entscheidung höchst überrascht gewesen sein: Eine fast dörfliche, in tiefster Provinz gelegene Holzhüttensiedlung sollte die Hauptstadt der seit 1841 vereinigten Provinzen von Kanada werden?
Die Hauptstadt beschäftigte schon einige Zeit die Gemüter. Von 1841 bis 1844 war es das unscheinbare Kingston gewesen, danach bis zum Brand des Parlamentsgebäudes 1849 das majestätische Montreal. Schließlich einigte man sich darauf, das Regierungsgeschäft abwechselnd im englischsprachigen Toronto und im französischsprachigen Quebec abzuhalten. Lange konnte dieses Hin und Her jedoch nicht mehr weitergehen, und so beschloss das kanadische Parlament, die Queen entscheiden zu lassen. Ein Zufall war die Wahl freilich nicht, eher eine Kompromisslösung. Ottawa lag und liegt in der Tat fast auf der Grenze zwischen dem frankophonen Osten und dem anglophonen Westen. Ottawas Einwohnerschaft selbst stammte aus beiden Teilen Kanadas, so dass man sich von der neuen Hauptstadt eine integrative Wirkung für die Zukunft versprach.