Benommen rappelten sich die königlichen Statthalter Graf von Martinitz und Wilhelm Slavata sowie Philipp Fabricius, Sekretär der königlichen Kanzlei, auf. Letzterer war nahezu unverletzt, während Slavata sich eine Kopfwunde und schwere Prellungen zugezogen hatte. Martinitz wiederum hatte sich an seinem eigenen Degen verletzt. Dass sie aber alle drei noch lebten, musste ihnen wie ein Wunder erscheinen; immerhin waren sie gerade aus gut 16 Metern aus einem Fenster der Kanzlei der Prager Burg gestürzt. Was war geschehen?
Es war der 23. Mai 1618. An dem Tag waren etwa 200 Vertreter der protestantischen Stände in Böhmen zur Prager Burg gezogen und hatten sich beklagt, dass König Ferdinand die 1609 verbriefte Religionsfreiheit in Böhmen beschneide und die Rechte der Stände beschränke. Nach einer hitzigen Debatte mit den katholischen Beamten wurden diese ergriffen und aus dem Fenster geworfen. Mit dieser „Defenestration“ erklärten die Protestanten dem böhmischen König den Krieg. Dass die drei Unglücklichen mit dem Leben davonkamen, schrieb die katholische Seite später göttlichem Eingreifen, die protestantische jedoch einem rettenden Misthaufen zu. Wahrscheinlich dürfte die angeschrägte Mauer der Burg den Sturz zumindest abgebremst haben. Der zweite Prager Fenstersturz (der erste hatte sich 1419 ereignet) war Höhepunkt des Aufstands der protestantischen böhmischen Stände gegen den König, der zum Dreißigjährigen Krieg führte.