Für die Untersuchungskommission war der Fall eindeutig: Mit der Ver‧haftung des Juristen Michail Petraschewski waren die Sicherheitskräfte gerade noch rechtzeitig einem politischen Umsturz in Russland zuvorgekommen. Bereits im April 1849 wurden er und weitere aus der Gruppe der „Petraschewzen“ verhaftet; unter ihnen befand sich auch der Schriftsteller Fjodor Dostojoweski. Schon am 4. Mai 1849 waren die Beamten mit der ersten Durchsicht vermeintlich belastenden Materials fertig. Weitere Verhaftungen folgten. Insgesamt nahm die russische Polizei bis September mehr als 250 Personen zu weiteren „Befragungen“ fest. Doch das Häuflein junger Intellektueller, das sich freitags im heimeligen Wohnzimmer von Petraschewski getroffen hatte, war eher ein kultivierter Debattierklub als eine konspirativ agierende Gruppe revolutionär gestimmter Rädelsführer. Inspiriert von den frühsozialistischen Schriften eines Charles Fourier, träumte man von der Utopie eines gerechten und freien Russland. Zar Nikolaus I. jedoch wollte kein Risiko eingehen. Zu verstörend waren für ihn die Nachrichten über Revolutionen, die aus dem übrigen Europa nach Russland drangen. Es konnte daher nur ein Urteil geben: die Todesstrafe. Für 21 Häftlinge, auch für Dostojewski, schien die letzte Stunde geschlagen zu haben. Bizarr waren die folgenden Geschehnisse: Bereits vor dem Erschießungskommando stehend, eröffnete man den Todgeweihten das vom Zar umgewandelte Urteil: Es verhängte jahrelange Zwangsarbeit in Sibirien oder Militärdienst. Dostojewski etwa musste vier Jahre in Sibirien ausharren.
04.05.1849
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