„Die Freiheitsliebe hat uns hierher gebracht.“ Unter diesem Motto hatten sich seit 1822 ehemalige Sklaven aus den USA zu Tausenden auf den beschwerlichen Weg gemacht, das Land an der Westküste Afrikas, das sie Liberia nannten, zu besiedeln. In der Hoffnung auf ein neues Leben ohne Unterdrückung und Diskriminierung waren sie zurückgekehrt auf den Kontinent, von dem aus ihre Vorfahren in Schiffe verfrachtet und nach Amerika transportiert worden waren.
Die Initiative zu diesem großen Kolonisierungsprojekt ging nicht von den Siedlern selbst aus. Die amerikanische Kolonisierungsgesellschaft, im Dezember 1816 gegründet, sollte das Problem der befreiten Sklaven lösen. Einige blutige Sklavenaufstände hatten die weiße Oberschicht in den Südstaaten in Angst und Schrecken versetzt. Die Rücksendung der potentiellen Unruhestifter in ihr Ursprungsland sollte nun die Lage entspannen. So wurden etliche Sklaven nur dann entlassen, wenn sie bereit waren, nach Liberia auszuwandern. Die Kolonisierungsgesellschaft kaufte Siedlungsland auf und unterstützte die Siedler finanziell.
Bei vielen Schwarzen war das Vorhaben jedoch nicht populär. Die Überfahrt war gefährlich, das Leben in Liberia risikoreich. Es ging trotzdem voran: Der erste schwarze Gouverneur Joseph J. Roberts verwaltete seit 1842 die Landflächen der Gesellschaft, vergrößerte sie und führte nach amerikanischem Vorbild eine Verfassung ein. Am 26. Juli 1847 rief der erste liberianische Kongress die unabhängige Republik Liberia aus.