Am 11. Oktober 1745 steckte der Naturwissenschaftler und Domdechant Ewald Georg von Kleist in Cammin (Pommern) einen Nagel in eine mit Alkohol gefüllte Flasche und setzte sie mittels einer Elektrisiermaschine unter Strom. Mit der einen Hand hielt er das Glas, mit der anderen versuchte er den Nagel herauszuziehen: Ganz unerwartet erhielt er einen heftigen Schlag.
Völlig unabhängig von Kleists Experimenten bastelte ein Jahr später im fernen Leiden Pieter van Musschen-broek an einer ähnlichen Versuchsanordnung. Auch er konnte von einem elektrischen Schlag berichten. Beide hatten eine Apparatur erfunden, die als „Leidener Flasche“ bzw. „Kleist’sche Flasche“ bekannt wurde. Mit ihr war es erstmals möglich, größere Mengen elektrischer Ladung zu sammeln, aufzubewahren und zu transportieren.
Die „Leidener Flasche“ war ein erster primitiver Kondensator, wie er heute in jedem Elektrogerät zum Einsatz kommt. Doch bis dahin wurde das Bauprinzip der Leidener Flasche mehrfach optimiert: 1748 verzichteten die beiden Londoner William Watson und John Bevis auf die Flüssigkeit in der Flasche und verkleideten das Glas innen und außen mit Stanniolpapier, wobei die Innenseite mit einem nach außen ragenden Metallstab verbunden war, um die Flasche aufladen zu können. Bald kam man auch auf die Idee, mehrere Leidener Flaschen hintereinanderzukoppeln und so eine noch höhere Wirkung zu erzielen, unter anderem auf Jahrmärkten, wo nun ganze Menschenketten unter elektrischen Schlägen zuckten.