Wenn es ein traumatisches Erlebnis in Roms Geschichte gab, so war es die Plünderung der Stadt am Tiber durch die Kelten im 5. Jahrhundert v. Chr. Angst ging deshalb in Rom um, als man hörte, dass keltische und germanische Stämme auf der Suche nach neuem Siedlungsland Richtung Südfrankreich zogen. Römische Legionen schützten zwar die Provinz um Massalia (Marseille) vor den Neuankömmlingen, doch über Jahre hinweg gelang es nicht, die hartnäckigen Stämme zu vertreiben. Mal zogen sie nach Spanien, kehrten dann aber wieder zurück. Plötzlich schienen die Kimbern und Teutonen sogar bereit, die Alpen zu überqueren.
Angesichts dieser Bedrohung brach man in Rom mit allen Regeln: Gaius Marius, das militärische Genie seiner Generation, wurde zwischen 104 und 101 v. Chr. Jahr für Jahr zum Konsul gewählt. Das war unerhört, schließlich sollte ein jährlicher Wechsel im Konsulat vor Diktaturen schützen. Doch die Angst vor den Barbaren überwog. Marius reformierte das Militär grundlegend und ersetzte das Bürgerheer durch Berufssoldaten. Im Jahr 102 v. Chr. schlug er die Kimbern und Teutonen vernichtend bei Aquae Sextiae, dem heutigen Aix-en-Provence. Im folgenden Jahr beseitigte er die Keltengefahr endgültig. Doch andere Geister hatte man gerufen und wurde sie nicht mehr los: Feldherren wie Marius erhielten von nun an immer wieder außerordentliche Vollmachten, um besonders brenzlige Situationen zu meistern, so Sulla, Pompeius oder Caesar. Der letzte von ihnen, Octavianus, sollte als Kaiser Augustus diese Macht nie mehr abgeben.