Miteinander? Nebeneinander? Gegeneinander? Im nachkolonialen Südostasien wankten die Staaten mehr in die Unabhängigkeit, als daß sie voranschritten. Zum Beispiel Singapur: Die Briten hatten dem gerade einmal 626 Quadratkilometer großen Inselstaat 1959 volle innere Autonomie gewährt – am 31. August 1963 folgte die Unabhängigkeit.
Zunächst trat Singapur der 1963 neuformierten „Föderation Malaysia“ bei, die nun aus Malaya, den vormals britischen Teilen Borneos (Sabah und Sarawak) und Singapur bestand. Sogleich zeigte sich, daß es zwischen den einzelnen Staaten – aber auch innerhalb von deren Gesellschaften – unüberbrückbare Gegensätze gab. Am offensichtlichsten waren die ethni-schen: Malaien, Chinesen und Inder stritten um die Vorherrschaft, dazu gesellten sich separatistische Bestrebungen einzelner einheimischer Völker. Auch wirtschaftlicher Streit stand ins Haus: Singapur boomte und stellte daher wirtschaftspolitische Forderungen, bei denen die anderen Regionen nicht mithalten konnten.
Die Zentralregierung Malaysias hoffte, durch eine Abspaltung des Inselstaats wenigstens einen Teil dieses Konfliktpotentials loszuwerden, und so kam ihr Singapurs Wille recht: Am 9. August wurde Singapur ein selbständiger Staat.