Der nach dem Ersten Weltkrieg Italien zugeschlagene südliche Teil von Tirol spielte im Denken der Faschisten eine besondere Rolle. Doch die mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung sollte erst „entnationalisiert“ und Teil des italienischen Volkes werden.
Der italienische Nationalist Ettore Tolomei lieferte dafür das politische Fundament. Am 15. Juli 1923 verkündete er im Bozener Stadttheater vor seinen Anhängern das „32-Punkte-Programm“ zur Italianisierung Südtirols. Darunter fiel ein Verbot der deutschen Amtssprache und eine Begrenzung des Aufenthalts deutscher Ausländer auf drei Monate. Zudem sollten die Einwanderung von Italienern gefördert und italienische Schulen errichtet werden. Deutsche Tageszeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen.
Tolomei begann seine Ankündigungen rasch in die Tat umzusetzen. Mit dem „Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige“, dem Nachschlagewerk der Ortsnamen, richtete er sein besonderes Augenmerk auf die Umbenennung der deutschen Ortsbezeichnungen. Die neuen italianisierten Namen waren teils wörtlich übersetzt – so wurde aus Mühlwald Selva di Molini –, teils waren sie erfunden oder erhielten durch eine neue Endung einen italienischen Klang wie Naturns – Naturno. Auf ähnliche Weise verfuhr er bei Familiennamen.
Doch damit ließ es Tolomei nicht bewenden. Wenige Wochen später waren der Name „Südtirol“ und alle Verbindungen mit dem Wort „Tirol“ gänzlich verboten. Von nun an sollte die Region ausschließlich „Alto Adige“, also „Oberetsch“, heißen.