„Gefühl, als ob es in den Krieg ginge,“ schrieb Thomas Mann am 23. Juli 1949 in sein Tagebuch. Es war der Tag seiner Reise in das kriegszerstörte Heimatland, das er seit 15 Exiljahren nicht mehr betreten hatte. Von Kalifornien ging es über Zürich nach Frankfurt am Main, wo ihm, dem großen deutschsprachigen Schriftsteller mit amerika-nischem Pass, der Goethepreis der Stadt verliehen werden sollte. Noch vier Jahre zuvor hatte Mann in einem offenen Brief an Walter von Molo seine Gründe erklärt, warum er nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren gedenke: „Ich gestehe, daß ich mich vor den deutschen Trümmern fürchte – den steinernen und den menschlichen.“ Zu schwierig sei „die Verständigung zwischen einem, der den Hexensabbat von außen erlebte, und Euch, die Ihr mitgetanzt habt.“
Seine demonstrative Weigerung und sein scharfer Ton allen gegenüber, die unter Hitler in Deutschland geblieben waren, lösten im Nachkriegsdeutschland, aber auch in Emigrantenkreisen, heftige Debatten aus. Als Thomas Mann sich schließlich bereitfand, die Einladung der Stadt Frankfurt anzunehmen, kam es zum nächsten Eklat: Der Schriftsteller hatte sich anlässlich der Feiern zu Goethes 200. Geburtstag auch zu einem Besuch in Weimar entschlossen, wo er ebenfalls einen Goethepreis entgegennahm und die Ehrenbürgerschaft der Stadt empfing. Zum Besuch von Bundesrepublik und Ostzone gleichermaßen sagte er: „Ich kenne keine Zonen, mein Besuch gilt Deutschland selbst.“