Am Ende war es einfacher als gedacht, die fast 2400 Delegierten der Liberalen Partei Kanadas zu überzeugen. Sie kamen am 20. April 1968 in Ottawa zusammen, um den neuen Partei- und Regierungschef zu wählen. Die Wahl war notwendig geworden, weil der amtierende Parteivorsitzende und Premierminister Lester B. Pearson zugunsten eines jüngeren Nachfolgers auf beide Ämter verzichtet hatte. Neun Kandidaten stellten sich zur Wahl. Der schillerndste von allen war der 46-jährige Frankokanadier und Jura-Professor Pierre Elliott Trudeau.
Erst 1965 in das Unterhaus gewählt, wurde er schon 1967 zum Justizminister berufen. Aus reichem Elternhaus stammend, brach er gern mit der Tradition, entwarf von sich das Bild eines entschlusskräftigen Machers und zeigte sich zudem als Intellektueller. Trudeau zog damit vor allem diejenigen auf seine Seite, die sich einen sozialen und intellektuellen Aufbruch Kanadas versprachen. Kurz: Bereits im Vorfeld der Delegiertenwahl war er das Lieblingskind der Medien und der gesamten kanadischen Öffentlichkeit. Die Wahl verlief für Trudeau daher erwartungsgemäß; im vierten Wahlgang erhielt er die absolute Mehrheit. Gleich nach seinem Erfolg schrieb der neue Premierminister Neuwahlen aus; er wollte sich auch das Vertrauen des Volkes sichern. Trudeau regierte Kanada bis 1979 und nach einem konservativen Intermezzo nochmals von 1980 bis 1984. Sein ältester Sohn Justin ist seit 2015 Premierminister Kanadas.