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Turbulenzen um einen Toten

13. Juni 1231

Turbulenzen um einen Toten

Padua stand am Rand eines Bürgerkriegs, und das alles nur wegen einer Leiche. Nun gut, es war nicht irgendein Leichnam, um den die Stadtteile stritten, sondern die sterblichen Überreste eines bedeutenden Kirchenmannes. Antonius von Padua, der erste Theologielehrer des Franziskanerordens, war im Alter von 36 Jahren gestorben. Noch in der eben vergangenen Fastenzeit hatte der aus Portugal stammende Mönch in einem Predigtmarathon 40 Tage lang zur Buße aufgerufen. Und er mischte sich in die Rechtspraxis der Stadt ein: Am 15. März 1231 beschloß der Magistrat der oberitalienischen Stadt ein Gesetz, daß die Kerkerhaft eines in Zahlungsnot geratenen Schuldners verbot und berief sich dabei ausdrücklich auf die Worte des Predigers: Das Gebot sei erlassen worden “auf Bitten des ehrwürdigen Bruders, des heiligmäßigen Antonius.” Die Paduaner machten Antonius zu ihrem Stadtpatron. Offensichtlich hatte sich der so Geehrte jedoch übernommen. Von seiner Wassersucht geplagt, zog er sich nach Ostern ins Hinterland zurück – erholte sich aber nicht mehr. Am 13. Juni spürte er “Bruder Tod” nahen und bat darum, in “seine” Kirche, Sancta Maria, gebracht zu werden. Auf dem Weg dorthin starb er im Klarissenkloster des Ortsteils Arcella. Die ehrwürdigen Schwestern erkannten sogleich den “Schatz”, der da tot bei ihnen lag. Sie wollten Antonius als heilige Attraktion in ihren Klostermauern behalten – und der ganze Stadtteil stand auf ihrer Seite. Zwar hatte Antonius in seinem letzten Willen klar bekundet, wo er beerdigt sein wollte, doch die Arcellaner wollten um “ihren” Heiligen aber selbst dann noch kämpfen, als die weltliche und geistliche Obrigkeit die Überführung nach Sancta Maria angeordnet hatten. Es bedurfte militärischer Gewalt: Das städtische Heer kesselte die aufgebrachten Arcellaner ein, und so fand der Stadtpatron doch noch, fünf Tage nach seinem Tod, seine letzte Ruhestätte. Antonius wurde heilig gesprochen und ist seitdem für allerhand zuständig, zum Beispiel für das Auffinden verlorener Gegenstände. Und auch für die Liebenden, als Helfer gegen Unfruchtbarkeit sowie – gegen Viehseuchen.

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