Er zählt zu der Sorte der unbekannten Kriege: der dritte Anglo-Afghanische Krieg vom Sommer 1919. Die Auseinandersetzung wurde inmitten der Nachwirren des Ersten Weltkriegs an der Peripherie, im britisch kontrollierten Grenzland von Afghanistan und Britisch-Indien, geführt. Für England galt es im Great Game um Zentralasien, den Einfluss Russlands in der Region zu begrenzen.
Anlass für den Krieg war indes, dass Afghanistan während des Ersten Weltkriegs loyal gegenüber England blieb – trotz deutscher Umwerbung. Nun forderte der afghanische Herrscher Sultan Amanullah von den Briten den Lohn: die Unabhängigkeit. Um den Ernst seiner Forderung zu verdeutlichen, zog er im Mai 1919 ins Feld. Amanullah bereute jedoch sein Vorgehen schnell: Gegen die gut ausgebildeten britischen und indischen Soldaten hatten seine Truppen keine Chance. Zu seinem Unglück bombardierten die Briten von ihren Zeppelinen aus die Hauptstadt Kabul, mit verheerenden psychologischen Folgen. Bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn ersuchte Amanullah daher um Waffenstillstandsverhandlungen.
Im Vertrag von Rawalpindi – am 8. August 1919 unterzeichnet – schlossen beide Parteien Frieden. England wollte Ruhe im Grenzgebiet und gestand der afghanischen Regierung die Unabhängigkeit zu. Die afghanische Delegation stimmte im Gegenzug der Grenzlinie, der „Durand-Linie“, westlich des Khaiberpasses zu. Trotz der militärischen Niederlage hatte Afghanistan viel gewonnen.