Alles begann mit einem eigentlich nichtigen Grenzstreit: Die in Mittelgriechenland ansässigen Phoker hatten Ackerbau auf einer geweihten Fläche betrieben, die zu einem aufgelassenen Heiligtum gehörte. Sie sollten dafür eine hohe Buße an die umliegenden Orte zahlen, doch stattdessen besetzten und plünderten sie im Herbst 356 oder 355 v. Chr. das Heiligtum von Delphi, das in ihrem Stammesgebiet lag. Mit der Beute rüsteten sie ein Söldnerheer aus, um gegen die Amphiktyonie zu kämpfen, also gegen das Bündnis von Gemeinwesen, das geschworen hatte, das delphische Heiligtum zu schützen.
Die verwickelten Stammeskonflikte in Griechenland führten zu Kämpfen, die sich unter dem Namen „dritter Heiliger Krieg“ über fast zehn Jahre hinzogen. Inzwischen hatte ein neues politisches Schwergewicht die Bühne betreten: Philipp II., König der Makedonen. Bis dahin hatten die Makedonen in Griechenland als kulturlose Barbaren gegolten. Doch Philipp schloss erst einen Frieden mit den Phokern und überantwortete sie dann dem harten Urteil der Amphiktyonen. Die Frevler mussten die geraubten Schätze zurückgeben und Strafe zahlen, durften keine Waffen mehr tragen und nur noch in kleinen Siedlungen leben; viele wurden hingerichtet oder galten fortan als vogelfrei. Philipp aber verbesserte durch diese Aktion seine Reputation schlagartig; nun war er endlich auch ein Grieche. Das ebnete ihm und seinem Sohn Alexander den Weg zur Herrschaft über ganz Hellas und darüber hinaus.