Die Mittelmeerinsel Rhodos lag verkehrstechnisch äußerst günstig, befand sich aber auf einer politischen Verwerfungslinie zwischen der griechischen Welt und dem Orient. Um sich gegen Phönizier und Perser behaupten zu können, traten die drei Orte Ialysos, Kameiros und Lindos dem delisch-attischen Seebund bei. Doch da kamen sie unter das Joch der Hegemonie Athens, weshalb die Rhodier im Peloponnesischen Krieg 412/11 v. Chr. zu Athens Erzfeind Sparta überwechselten. Vielleicht wollte man damals ein Zeichen setzen, dass sich die drei Siedlungen niemals auseinanderbringen lassen würden.
Jedenfalls gründeten die Rhodier im Jahr 408 v. Chr. gemeinsam eine Neusiedlung, der sie den Namen der Insel gaben: Rhodos. Die alten Orte blieben zwar bestehen, aber alle Energie floss in die neue Stadt. Es hieß, der berühmte Städteplaner Hippodamos von Milet habe die Stadt angelegt. Doch zu diesem Zeitpunkt wäre er schon stolze 90 Jahre alt gewesen! Tatsächlich folgte die Anlage seinen theoretischen Grundsätzen, indem das Gebiet rechtwinklig in gleich große Parzellen eingeteilt wurde. Gleich fünf Häfen erhielt die Stadt. Fremde wurden mit offenen Armen aufgenommen und konnten schnell reüssieren. Diese Integration, die Bündelung der einzelnen Kräfte und die günstige Lage bescherten Rhodos einen kometenhaften Aufstieg. Jahrhundertelang war die Stadt eine der stärksten Wirtschaftsmächte des Mittelmeerraums.