Eine Zahl, die das Universum aufschließt, die alle wissenschaftlichen Rätsel auf einen Streich löst – gibt es die? Die Vorstellung erscheint wahnwitzig, doch zwei der größten Geister des 20. Jahrhunderts teilten sie: Wolfgang Pauli, der Pionier der Quantenphysik, und Carl Gustav Jung, der bedeutendste Psychoanalytiker nach Sigmund Freud. Sie waren beide fasziniert von den Zahlen – besonders von der 137. Diese auf den ersten Blick unscheinbare Zahl taucht in den verschiedensten Zusammenhängen auf: Sie beschreibt die Feinstrukturkonstante des Lichts, und damit einen Eckpfeiler der kosmischen Ordnung. Und sie ist die Summe der Buchstaben im hebräischen Wort Kabbala. Das ist eine uralte mystische Tradition des Judentums, nach der die Zahlen und Buchstaben das Fundament der Welt sind.
Die 137 war es auch, die jene zwei so verschiedenen Männer zusammenbrachte. Pauli hatte sich derart in das Grübeln über die Feinstrukturkonstante hineingesteigert, dass seine Psyche aus dem Gleichgewicht geriet. Er suchte therapeutische Hilfe bei Jung – der sich gut mit der Kabbala auskannte. Was dann geschah, davon berichtet der amerikanische Wissenschaftsautor Arthur I. Miller in seinem neuen Buch. Pauli erzählte Jung in Geheimsitzungen mehr als 400 seiner Träume. Es ging darin oft um physikalische Instrumente und geometrische Formen. Jung versuchte, die Symbolsprache der Paulischen Träume zu verstehen.
Das Rätsel der 137 lösten die beiden zwar nicht. Aber sie lernten aus ihren Gesprächen viel für ihr jeweiliges Gebiet. Arthur Miller hat diese erstaunliche Geschichte souverän und spannend aufgeschrieben. Tobias Hürter
Arthur I. Miller 137 DVA, München 2011 416 S., € 22,99 ISBN 978–3–421–04290–3