Die Verweildauer von Patienten in deutschen Krankenhäusern hat im vergangenen Jahr einen Tiefstand erreicht. Sie sank im Vergleich zu 2004 um 1,1 Prozent auf durchschnittlich 8,6 Tage. 1991 dauerte ein Krankenhausaufenthalt im Schnitt noch zwei Wochen – 38,5 Prozent länger als heute. Der Grund dafür ist laut Holger Mages von der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Berlin vor allem der medizinisch-technische Fortschritt. Einen weitere Ursache sieht er in der Fallpauschale, die 2003 flächendeckend eingeführt wurde. Seitdem dürfen Krankenhäuser nicht mehr einzelne Behandlungstage, sondern nur noch pro Fall abrechnen. Daher sind die Kliniken bemüht, den Aufenthalt der Patienten so kurz wie möglich zu gestalten, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Die Folgen dieser Entwicklung haben Wissenschaftler der Universität Bremen um Bernard Braun mit Kollegen vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin untersucht. Ihre Studie kommt zu dem Ergebnis, dass aus Sicht der Ärzte inzwischen etwa ein Fünftel der Patienten zu früh entlassen werden. Die Kranken sind außerdem zunehmend unzufrieden. Sie beklagen sich über zu wenig Aufmerksamkeit und meinen, dass das Geld bei ihrer Behandlung eine immer größere Rolle spiele. Ein Viertel der Patienten gab an, dass sie am Ende ihres Krankenhausaufenthaltes nicht darüber informiert worden seien, an welche Fachärzte sie sich zur Weiterbehandlung wenden oder wie sie mit ihren Medikamenten umgehen sollten. Braun: „Eine extrem gefährliche Angelegenheit.“ Denn je früher ein Krankenhausaufenthalt beendet wird, desto besser muss der Patient auf die Zeit danach vorbereitet werden.