Religiosität ist eine Fähigkeit oder Eigenschaft, nämlich das Persönlichkeitsmerkmal, eine Religion zu haben und sich so gläubig auf Transzendentes zu beziehen – im Denken, Fühlen und Handeln. Gläubigkeit charakterisiert die individuelle Ausprägung der Religiosität. Der Begriff Religion schillert in seiner Bedeutungsvielfalt – eine allgemein akzeptierte Definition gibt es nicht. Doch die folgenden sieben Merkmale sind für jede Religion charakteristisch, wobei nur das erste Merkmal notwendig ist (selbst beim Buddhismus, in dem streng genommen kein Gott existiert):
· Transzendenz: Der Glaube an eine außer- und übernatürliche Macht (oder mehrere) – Ahnen, Seelen, Geister, Götter, Gott.
· Ultimative Bezogenheit: Das Gefühl der Verbundenheit, Abhängigkeit, Verpflichtung und der Glaube an eine Sinngebung und Bestimmung – sowohl für das Individuum als auch für die Gemeinschaft.
· Mystik: Die Erfahrung des „Heiligen“ bis zum Erlebnis von Einheitsgefühlen mit dieser Macht oder dem ganzen All.
· Mythos: Die Welterklärung und -bewertung bis hin zu einem Heils- und Erlösungsversprechen.
· Moral: Transzendent begründete Wertordnung aus Ge- und Verboten, die das individuelle und soziale Verhalten leiten.
· Ritus: Symbolisch aufgeladene Handlungen oder Gegenstände beispielsweise zur Abweisung des Bösen, zu Heilungsversuchen oder für bestimmte Lebensphasen.
· Gemeinschaft: Die soziale Verbundenheit im geteilten und tradierten Glauben – in Erleben, Ausdruck, Erziehung, Mission, Interpretation und Bekräftigung bis hin zur Institutionalisierung.
Spiritualität ist eine Unterform der Religiosität und durch Selbstvergessenheit und umfassende Einheitsgefühle charakterisiert – also mit ultimativer Bezogenheit und Mystik. Sie kann auch „esoterisch“ oder „atheistisch“ sein.