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Kein Nebel im Nebelwald

Allgemein

Kein Nebel im Nebelwald

Der tropische Bergnebelwald in Costa Rica: ein undurchdringliches Gewucher aus Grünzeug. Pflanzen wachsen bis in die Baumwipfel in 40 Meter Höhe. Lianen, Bromelien, Farne und Flechten finden überall genügend Feuchtigkeit, da der Wald praktisch immer von Nebel durchdrungen ist. Doch dieses einzigartige Ökosystem ist akut von Austrocknung bedroht – befürchtet der Ökologe Robert Lawton von der Universität Alabama, nachdem er Satellitenbilder vom Nebelwald in Costa Rica ausgewertet hat. Der Wald, der an der zentralamerikanischen Wasserscheide oberhalb 1350 Meter über dem Meeresspiegel gedeiht, lebt von der Feuchtigkeit, die der Ostwind aus der atlantischen Ebene heranträgt. Die feuchte Luft steigt am Berg auf und kondensiert zu Nebel. Doch oben am Berg weht immer weniger Nebel heran, weil sich unten in der Ebene immer weniger Wolken bilden. Lawton führt das auf die zunehmende Entwaldung der Nachbargebiete zurück. Die Satellitendaten zeigen, dass sich über abgeholztem Gebiet weniger Wolken bilden als über bewaldetem. Dadurch wird es im Nebelwald nicht nur trockener, sondern auch die Temperatur steigt. Denn weniger Feuchtigkeit bedeutet für die Pflanzendecke weniger „Evapotranspiration“. Dieser pflanzenphysiologische Vorgang hat einen abkühlenden Effekt, den man mit dem Schwitzen beim Menschen vergleichen kann. Somit kann die Abholzung in einem Gebiet via Atmosphäre gravierende Folgen für ein anderes Gebiet haben. Zwar ist der costaricanische Nebelwald in Reservaten geschützt, doch in der Ebene wurde und wird immer noch kräftig abgeholzt.

Der Bergnebelwald in Costa Rica gehört zu den artenreichsten Biotopen überhaupt. Allein im Schutzgebiet von Monteverde wurden 2500 Pflanzenarten gezählt. Unter und auf dieser dichten Pflanzendecke leben rund 425 Vogel-, 490 Schmetterlings- und 100 Säugetierarten sowie eine unbekannte Zahl von Amphibien, Reptilien und Insekten. Viele Arten sind hier endemisch. Dass der Lebensraum mancher Tiere auf Biodiversitäts-Nester beschränkt ist, wird ihnen zum Verhängnis. Die Goldkröte zum Beispiel kam in Monteverde nur auf einer Fläche von 500 mal 5000 Meter vor. Seit 1989 gilt sie als ausgestorben. Wissenschaftler geben dem Klimawandel die Schuld. Andere Tiere – wie Clownfrösche, Kolibris und Tukane – haben begonnen, vor dem trockeneren und wärmeren Klima zu fliehen. Doch höher als bis auf die Gipfel können sie nicht ausweichen – sie tappen in die Klimafalle. Klar ist also: Es reicht nicht, ein bedrohtes Ökosystem zu schützen, wenn gleichzeitig die Nachbarschaft zerstört wird. Private Schutzorganisationen haben jetzt begonnen, Land zu kaufen, um Pufferzonen anzulegen. Bleibt zu hoffen, dass diese groß genug sind, um den Nebelwald zu erhalten.

Hans Groth

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