Schon in der Jungsteinzeit gab es Neurochirurgen, die mit großem Geschick und hervorragenden anatomischen Kenntnissen Schädeloperationen durchführten. Das beweisen die gut erhaltenen, rund 7000 Jahre alten Skelettreste eines Mannes im elsäßischen Ensisheim, der zweimal am Schädel operiert wurde.
Daß der Mann beide Eingriffe damals gut überstanden hat, zeigen Verheilungsspuren in Form von großflächigen Knochenneubildungen. “Unser Fund zeigt die älteste bekannte operative Schädelöffnung, die vollständig verheilt ist”, sagt der Anthropologe Dr. Kurt W. Alt von der Universität Freiburg, der zusammen mit seinem Straßburger Kollegen Dr. Christian Jeunesse den Schädel entdeckt hat. “Das zweite Loch ist jedoch – aufgrund seiner Größe von über neun Zentimetern – nicht ganz zugewachsen.”
Dem Steinzeit-Mann sind die Forscher nun mit High-Tech-Methoden wie Computertomographie auf den Leib gerückt. Ihrer Untersuchung zufolge handelt es sich um echte Operationen, die mit primitiven chirurgischen Werkzeugen durchgeführt wurden. Die Defekte am Schädel sind somit nicht erst nach der Bestattung – etwa durch die Lagerung im Boden – zustande gekommen. Unklar ist noch, ob solche Operationen nach einer Kopfverletzung oder etwa aufgrund eines Hirntumors vorgenommen wurden. Denkbar ist aber auch, daß die Vorstellung von einem bösen Geist im Schädel der Anlaß für die aufwendige Operation war.