Die Wissenschaft hat Dr. Stefan Rahmstorf (38) über Nacht zum Millionär und gefragten Mann gemacht. Der Meeres- und Klimaforscher vom Potsdam- Institut für Klimafolgenforschung konnte sich vor Interview-Wünschen kaum retten. Als einer von weltweit zehn Forschern hatte er den Jahrhundertpreis der amerikanischen James-S.-McDonnell-Stiftung erhalten, der mit jeweils einer Million Dollar dotiert ist. Die Auszeichnung wurde einmalig aus Anlaß des 100. Geburtstags des 1980 verstorbenen Stifters vergeben.
Rahmstorf hat in seinen Arbeiten gezeigt, daß auf den warmen Golfstrom, der weiten Teilen Europas ein gemäßigtes Klima beschert, kein Verlaß ist. Falls sich die irdische Treibhausglocke weiter verdichtet, das ergaben seine Modellrechnungen, wird die warme Meeresströmung im kommenden Jahrhundert um 15 bis 50 Prozent an Kraft verlieren.
Denkbar wäre sogar, daß der Golfstrom ganz erlahmt – mit fatalen Folgen: Die Temperaturen würden in Skandinavien und England um durchschnittlich zehn Grad sinken. Auch die Deutschen müßten sich dann im Winter warm anziehen.
Trotz der plötzlichen Popularität denkt Rahmstorf nicht daran, sein wissenschaftliches Glück in den USA zu suchen. “In Potsdam habe ich optimale Bedingungen”, sagt er. Bei der Langzeitklimasimulation seien die Deutschen den amerikanischen Kollegen “um Jahre voraus”. Für die gewonnene Million will Rahmstorf drei Nachwuchsforscher für fünf Jahre einstellen, um sein Modell weiter zu verfeinern.
Stefan Rahmstorf