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Neues über die Königin von Saba und ihre Nachfahren

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Neues über die Königin von Saba und ihre Nachfahren
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Empfang der Königin von Saba bei König Salomo Bild: Giovanni Demin, Wikimedia Commons
Als die Königin von Saba von der Weisheit des Königs Salomo erfuhr, war sie über die Maßen beeindruckt. Also besuchte sie Salomo in Jerusalem und zeugte mit ihm Menelik, den Stammvater der äthiopischen Könige. Eine biblische Geschichte, deren Wahrheitsgehalt sich nicht überprüfen lässt? Ob die Königin von Saba wirklich gelebt hat, weiß man nicht. Ein internationales Forscherteam konnte allerdings in einer aktuellen Genom-Studie zeigen, dass zumindest ein Körnchen Wahrheit an der Geschichte ist: Vor 3.000 Jahren hatten Bevölkerungsgruppen aus dem heutigen Äthiopien regen genetischen Austausch mit Bewohnern des jetzigen Israels und Syriens.

Saba liegt im heutigen Äthiopien am Horn von Afrika und damit in der Nähe des Fundortes von ?Lucy? und weiteren bedeutenden Urmenschen. Dass entscheidende Schritte der Menschheitsentwicklung in Ostafrika stattfanden, ist unter Wissenschaftlern heute unumstritten. Entsprechend unterscheiden sich Menschen mit afrikanischen Wurzeln untereinander genetisch stärker als Menschen mit Vorfahren aus jeder anderen Region auf der Welt. Äthiopien liegt im Osten Afrikas. Über das Rote Meer gelangt man von dort aus auf die arabische Halbinsel. Obwohl Äthiopien als einer der möglichen Orte gehandelt wird, von dem aus der moderne Mensch vor schätzungsweise 60.000 Jahren in den Rest der Welt aufbrach, hat bisher noch keine Studie die genetische Vielfalt innerhalb der äthiopischen Bevölkerung untersucht. Dies holte Luca Pagani vom Wellcome Sanger Trust Institute in Großbritannien mit einem Team, dem auch äthiopische Wissenschaftler angehörten, jetzt nach. Die Forscher analysierten ausgewählte Bereiche der DNA von 235 Individuen aus zehn äthiopischen und zwei in benachbarten Ländern beheimateten Bevölkerungsgruppen. Zusätzlich sammelten die Wissenschaftler vergleichbare Daten von früheren Studien. Insgesamt standen ihnen so genetische Informationen von über 4.000 Personen zur Verfügung. Mithilfe dieser Datenmengen konnten die Forscher typische Muster im Genom mit der Herkunft der Menschen korrelieren, von denen die jeweiligen Proben stammten. Hierbei fanden sie im Genom einiger äthiopischer Bevölkerungsgruppen verblüffende Ähnlichkeiten zu Proben von Menschen israelischen und syrischen Ursprungs. Fast die Hälfte der untersuchten Stellen im Erbmaterial einiger Äthiopier stimmte mit denen von Bevölkerungsgruppen außerhalb Afrikas genauer überein als mit denen anderer Afrikaner. Zur Überraschung der Wissenschaftler erwies sich der nicht-afrikanische Anteil des Genoms dieser Äthiopier als enger mit dem von heutigen Israelis und Syriern verwandt als mit dem der Bevölkerung der geographisch näher gelegenen arabischen Halbinsel. Der Bibel zufolge reiste die Königin von Saba aus Äthiopien zum Hofe des Königs Salomo nach Jerusalem. Dieser empfing sie freundlich und zeugte mit ihr sogar ein Kind. Eine Genom-Studie hat jetzt gezeigt, dass sich um 1.000 vor Christus Äthiopier und Bewohner der heutigen Staaten Syrien und Israel tatsächlich sehr nahe kamen und gemeinsame Nachkommen hatten. Bild: Giovanni Demin, Wikimedia Commons Die Daten legen nahe, dass sich äthiopische und nicht-afrikanische Bevölkerungsgruppen vor ca. 3.000 Jahren vermischt haben, schreiben die Autoren. Den Wissenschaftlern zufolge ist dies konsistent mit der Legende von der Königin von Saba, die von 1.005 bis 955 vor Christus geherrscht haben soll. Ergebnisse einer früheren Analyse der ethio-semitischen Sprache weisen in dieselbe Richtung. Dieser Studie zufolge spaltete sich Ethio-semitisch, das zu einer vor allem im Mittleren Osten verbreiteten Sprachfamilie gehört, vor 3.000 Jahren von der größten semitischen Sprachgruppe ab. Genau in dem Zeitraum kam auch das Genmaterial nicht-afrikanischen Ursprungs nach Äthiopien. Doch die neue Studie erlaubt auch Rückschlüsse auf Ereignisse, die noch weiter zurückliegen. ?Mit Blick auf die geographische Lage könnten die Menschen vor 60.000 Jahren Afrika entweder über Äthiopien oder über Ägypten verlassen haben?, erklärt Luca Pagani, der Erstautor der im Fachmagazin ?American Journal of Human Genetics? veröffentlichten Arbeit. Wenn man sich Unterschiede in der mitochondrialen DNA ansieht, die nur über die Mutter vererbt wird, sind Äthiopier enger mit Nicht-Afrikanern verwandt als Ägypter, meinen die Forscher. Dies sehen sie als Anzeichen dafür, dass die Auswanderung der frühen modernen Menschen mit höherer Wahrscheinlichkeit am Horn von Afrika begonnen habe. Chris Tyler-Smith, zweiter Hauptautor der Studie, ist begeistert davon, was genetische Daten über den möglichen Verlauf der Geschichte verraten können. ?Wir sehen, wie historische Ereignisse den Spuren wesentlich älterer, prähistorischer Entwicklungen ihren Stempel aufgedrückt haben, so dass beide zusammen das Bild einer kulturell wie genetisch sehr vielfältigen Region abgeben.? Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler ihre Ergebnisse untermauern, indem sie die vollständige Erbinformation von äthiopischen und anderen Bevölkerungsgruppen untersuchen statt nur ausgewählte Teile davon.

Luca Pagani (Wellcome Sanger Trust Institute) et al.: American Journal of Human Genetics doi:10.1016/j.ajhg.2012.05.015 © wissenschaft.de ?Maren Emmerich
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