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Verräterische Linien

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Verräterische Linien

Verräterische Linien Aus ihrer Hand, vor allem aus Ihren Handlinien kann man Ihren Charakter, Ihre Vergangenheit und Ihre Zukunft lesen. Jedenfalls gibt es Menschen, die das behaupten. Kaum zu glauben – und vielleicht sind auch Sie der Meinung, dass das Hokuspokus ist. Ich will viel weniger von Ihnen. Nicht Ihre ganze Hand, sondern nur einen Finger, und von diesem will ich nur einen Abdruck nehmen. Nicht weil ich Sie für einen Verbrecher halte. Im Gegenteil: Aus Ihrem Fingerabdruck kann ich nichts ablesen. Ich kann weder Ihre Vergangenheit rekonstruieren, noch Ihre Zukunft präkonstruieren und schon gar nicht Ihren Charakter. Will ich auch gar nicht. Ihr Fingerabdruck dient dazu, Sie von allen anderen Menschen zu unterscheiden. Denn es gibt keine zwei Menschen mit dem gleichen Fingerabdruck. Sogar eineiige Zwillinge unterscheiden sich in diesem Detail. Etwas vorsichtiger gesagt: Man schätzt die Wahrscheinlichkeit, bei zwei verschiedenen Personen den gleichen Fingerabdruck zu finden, auf etwa eins zu einer Milliarde. In Wirklichkeit geht es bei der Erfassung des Fingerabdrucks aber nicht um den ganzen Finger, auch nicht um die ganze Fingerkuppe, sondern nur um die Papillaren, die Fingerlinien. Eigentlich nicht einmal darum, sondern nur um die Linienenden und Verzweigungspunkte der Papillaren, die so genannten Minuzien. Und von diesen Minuzien brauchen wir auch nicht alle, sondern es reichen ganze 20, um einen Menschen eindeutig identifizieren zu können. Ein Wunder, dass das geht. Und es ist klar, dass dieser magere Extrakt Ihres Fingerabdrucks keine essentiellen Informationen über Sie enthalten kann. Die Analyse von Fingerabdrücken ist ein Beispiel für ein so genanntes biometrisches Verfahren zur Bestimmung der Identität. Man kann einen Menschen an vielen Details erkennen: Ich erkenne meine Frau an ihrem Aussehen, an ihrer Stimme, an ihrem Gang. Technisch brauchbare Erkennungsmerkmale sind neben dem altbekannten Fingerabdruck Stimm- und Gesichtserkennung sowie die Messung des Augenhintergrunds. Biometrische Verfahren sind seit dem 11. September aktuell geworden. Der Grund ist klar: Bei einem Ausweis mit Fingerabdruck kann zweifelsfrei nachgewiesen werden, ob er zu der Person gehört, die ihn vorlegt oder nicht. Kurz: Der Fingerabdruck meiner Frau drückt ihre Identität viel sicherer aus als ihr Passfoto. Ein Ausweis mit Fingerabdruck würde eine neue Dimension von Fälschungssicherheit bedeuten. Natürlich gibt es auch Argumente gegen eine Integration des Fingerabdrucks im Ausweis: Da Sie Ihren Fingerabdruck praktisch überall hinterlassen, wo Sie sich aufhalten, könnte man mit vergleichsweise geringem Aufwand ein Bewegungsraster von Ihnen erstellen. Fürs erste haben sich die Politiker dagegen entschieden: Der Fingerabdruck wird nicht auf dem Personalausweis sein. Wenn jemand Ihren Fingerabdruck haben möchte, muss er ihn sich schon von Ihnen geben lassen.

Albrecht Beutelsbacher

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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