Das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren gab den Startschuss für eine rasante Größenzunahme bei den Säugetieren: Waren sie in den ersten 140 Millionen Jahren ihrer Evolutionsgeschichte nicht über ein Gewicht von etwa 15 Kilogramm hinausgekommen, eroberten nach dem Verschwinden der Echsen in vergleichsweise kurzer Zeit tonnenschwere Säugetiere verschiedenster Art den gesamten Planeten. Das zeigt eine umfangreiche Datenanalyse eines internationalen Forscherteams, mit der sich nun erstmals diese Entwicklung belegen lässt. Zu den Giganten, die nach dem Aussterben der Dinosaurier auftauchten, zählte auch das größte Säugetier aller Zeiten: das über fünf Meter aufragende und mehr als 15 Tonnen schwere Indricotherium transouralicum, ein früher Verwandter der Nashörner. Über ihre Studie berichten die Forscher um Felisa Smith von der University of New Mexico in Albuquerque.
Für ihre Analysen sammelten die Wissenschaftler Daten über Fossilienfunde der ganzen Welt, die das Spektrum der Entwicklungsgeschichte der Säugetiere abdeckten. Der Auswertung zufolge zeigte sich auf allen Kontinenten der Beginn einer schnellen Größenzunahme vieler Säugetierarten vor etwa 65 Millionen Jahren.
Die Erklärung der Wissenschaftler dazu erscheint einleuchtend: „Nachdem die Dinosaurier verschwunden waren, fraß plötzlich keiner mehr die Pflanzen. Das übernahmen dann schnell die Säugetiere, und für diese Lebensweise ist es eben praktisch, groß zu sein“, erklärt Co-Autorin Jessica Theodor von der University of Calgary.
Theodor betont in diesem Zusammenhang die erstaunlich rasche Entwicklung: Innerhalb von lediglich 25 Millionen Jahren, eine für geologische Verhältnisse sehr kurze Zeitspanne, hatten die Säugetiere offenbar alle verfügbaren Lebensräume erobert und die verschiedensten Lebensstile ausgebildet. „Es ist bemerkenswert, wie schnell die Säugetiere die Rolle der Dinosaurier weitestgehend übernehmen konnten.“ Dabei wuchsen Arten von ganz unterschiedlichen Säugetiergruppen zu tonnenschweren Giganten heran. Darunter waren frühe Verwandte der heutigen Nashörner, Elefanten, Pferde oder auch Faultiere. Die Ursache der Größenzunahme sei immer im Lebensraum und der Umgebung der Tiere zu finden, erläutern die Wissenschaftler – etwa im Nahrungs- und Platzangebot oder den Klimabedingungen. In der Regel entwickelten die Tierarten dabei mehr Körpergröße, je kälter es in ihrer Umwelt war, denn ein großer Körper speichert die Wärme besser als ein kleiner.
Felisa Smith (University of New Mexico in Albuquerque) al.: Science, doi 10.1126/science.1194830 dapd/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg