Wie bei einem Krokodil – so stellte man sich lange Zeit die Haut von Dinosauriern vor. Doch Funde der vergangenen Jahrzehnte zeigten immer deutlicher: Zumindest einige Arten der Theropoden besaßen bereits ein Federkleid. Zu dieser Dinosaurier-Gruppe gehörten viele zweibeinige Fleischfresser, beispielsweise auch der berühmte Tyrannosaurus rex. Und auch in seinem Fall gibt es Hinweise, dass er daunenartige Federn besaß. Kleinere Theropoden trugen allerdings auch bereits komplexe Federkleider und glitten damit vermutlich schon durch die Luft, lange bevor sich aus ihnen die ersten Vögel entwickelten. Der prominenteste Vertreter der Urvögel ist in diesem Zusammenhang Archaeopteryx. Er zeigt noch deutliche Merkmale der Theropoden, aber auch bereits Eigenschaften der modernen Vögel.
Vor diesem Hintergrund nahmen Paläontologen bisher an, dass die Feder eine „evolutionäre Erfindung“ der Entwicklungslinie der Theropoden sei, die wiederum zur Ordnung der Saurischia gehörten. Sie bildeten neben den Ornithischia eine der beiden Haupt-Entwicklungslinien der Dinosaurier. Doch nun berichten Pascal Godefroit vom Königlich Belgischen Institut für Naturwissenschaften in Brüssel und seine Kollegen von einer gefiederten Dinosaurierart, die nicht zu den Theropoden beziehungsweise den Saurischia gehörte, sondern den Ornithischia zuzuordnen ist.
Eine überraschende Feder-Hose
Die Fossilien stammen aus einem Fundort in Sibirien und umfassen die Überreste von mehreren hundert Exemplaren. Die Forscher nannten die neue Art Kulindadromeus zabaikalicus. Die Analysen der teils erstaunlich gut erhaltenen Funde zeigten, dass diese Wesen neben Schuppen auch federartige Strukturen auf ihrer Körperoberfläche trugen. Vor allem im Bereich des Oberschenkels bildeten lange „Federn“ eine Art Hose. Den Forschern zufolge zeigen sie klare Ähnlichkeiten zu den Federn heutiger Vögel. Die charakteristischen Merkmale des Beckens der Tiere belegten wiederum: Kulindadromeus zabaikalicus war kein Theropode, die Art entstammte der Entwicklungslinie der Ornithischia.
Den Forschern zufolge legen diese Ergebnisse nahe, dass der Ursprung der Federn bereits auf sehr frühe Vertreter der Dinosaurier zurückgeht. Dementsprechend könnten alle Dinosaurier-Familien gefiederte Vertreter umfasst haben. Die frühesten federartigen Strukturen haben wahrscheinlich dem Wärmeschutz gedient, oder der innerartlichen Kommunikation, sagen die Paläontologen. Erst später entwickelten sie sich bei einigen Arten zu Schwungfedern fürs Fliegen. Diese Anwendung erwies sich dann als ein wahrhaft bahnbrechendes Erfolgskonzept der Evolution: Heute sausen Tausende von Vogelarten dank ihrer Federn durch die Luft.