Informationen über Veränderungen in der Sonnenaktivität erhielten Kromer und seine Kollegen unter anderem aus der Untersuchung von Eisbohrkernen aus Grönland. Die dort gefundene Konzentration des Beryllium-10-Isotops ist bei niedriger Sonnenaktivität besonders hoch. Beryllium-10 entsteht, wenn energiereiche Teilchen der kosmischen Strahlung in der Erdatmosphäre Sauerstoff- und Stickstoffatome spalten. Bei hoher Sonnenaktivität ist das Magnetfeld der Sonne stärker und schirmt einen Teil der kosmischen Strahlung von der Erde ab.
Die Forscher fanden, dass die Schwankungen der Steinchenmenge und die der Konzentration der Berylliumisotope übereinstimmen. Eine hohe Berylliumisotop-Konzentration deutet auf eine Abnahme der Sonnenaktivität hin. Die damit verbundene Abnahme der Stärke der Sonnenstrahlung führte offenbar zu einer Abkühlung des Oberflächenwassers im Nordatlantik, wodurch vermehrt Eisberge nach Süden hin vordringen konnten.
Beide Schwankungen weisen einen Zyklus von etwa 1500 Jahren auf. Das letzte Minimum dieser Periode deckt sich mit der Kleinen Eiszeit, die von 1350 bis 1880 n. Chr. dauerte. Das letzte Maximum stimmt mit der Wärmeperiode im Mittelalter (etwa zwischen 950 und 1250 n. Chr.) überein.
Die Ursache für den 1500-jährigen Sonnenzyklus ist bisher ungeklärt. Forscher des Max-Planck-Instituts für Aeronomie vermuten, dass langfristige Schwankungen des Magnetfeldes der Sonne diesen Zyklus verursachen (bdw berichtete darüber).