Erhöhte Radon-Emissionen aus dem Erdboden könnten einen Hinweis auf ein bevorstehendes Erdbeben geben. Einem französisch-philippinischem Forscherteam gelang es jetzt in einem Fall, einen solchen Zusammenhang nachzuweisen.
Die Forscher um Patrick Richon vom Commissariat à l’Energie Atomique in Bruyères-le-Châtel berichten im Fachblatt
Geophysical Research Letters (Bd. 30, S. 1481), dass sie am Fuße des Taal-Vulkans von Juni 1993 bis November 1996 die Konzentration des Edelgases Radon mit der Massenzahl 222 kontinuierlich überwachten. Während des gesamten Zeitraums stieg der Radon-Wert nur ein einziges Mal nennenswert an, und zwar drei Wochen vor dem Magnitude 7,1 Beben in Mindoro am 15. November 1994. Die Radon-Werte stiegen um den Faktor sechs an.
Die Forscher konnten zunächst nicht ausschließen, dass der Taifun Teresa, der einige Tage zuvor über die Hautpinsel Luzon hinweg gezogen war, diese Anomalie verursacht hatte. Ein Jahr später näherte sich jedoch ein weiterer, noch stärkerer Taifun auf dem gleichen Weg, rief aber keine Radon-Anomalie hervor. Die Forscher schließen daraus, dass starke Spannungen in der Erdkruste, die dem Erdbeben vorausgingen, die Radon-Emissionen verursachten.
Schon seit einigen Jahren gibt es Hinweise darauf, dass das Edelgas Radon vor Erdbeben verstärkt aus dem Boden entgast. Bislang gibt es aber keine Methode, um aus den Radon-Werten Stärke, Ort und Zeitpunkt eines bevorstehenden Bebens vorherzusagen.
Ute Kehse