Das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße ist nicht allein, sondern wahrscheinlich von einem großen Schwarm kleinerer Verwandter umgeben: Nach Daten des Nasa- Röntgenteleskops Chandra gibt es in direkter Umgebung des zentralen Schwarzen Lochs Sagittarius A* 10.000 oder mehr kleinere Schwarze Löcher und Neutronensterne. Diese extreme Dichte solcher Objekte war in theoretischen Berechnungen bereits vorhergesagt worden. Über die Entdeckung berichtete Michael Muno von der Universität von Kalifornien in Los Angeles auf einer Konferenz der Astronomischen Gesellschaft von Amerika in San Diego.
Die Wissenschaftler um Muno suchten unter den Tausenden von Röntgensignalen, die von der Umgebung von Sagittarius A* ausgehen, nach starken Strahlungsquellen, die zusätzlich große Schwankungen im Strahlungsausstoß zeigten. Solche Eigenschaften sind typisch für
Schwarze Löcher oder Neutronensterne in
Doppelsternsystemen, die Materie von ihren Begleitsternen zu sich heranziehen. Innerhalb eines Radius von nur drei Lichtjahren um Sagittarius A* fanden die Forscher gleich vier Röntgenquellen, auf die diese Kriterien zutreffen. Da die Wahrscheinlichkeit, ein solches Doppelsternsystem zu entdeckten, äußerst gering ist, schließen Muno und seine Kollegen aus dem Vierfachfund, dass es eine große Anzahl Schwarzer Löcher im Zentrum der Milchstraße geben muss.
Die hohe Dichte an Schwarzen Löchern rund um Sagittarius A* ist wahrscheinlich durch so genannte Dynamische Reibung entstanden: Objekte mit einer großen Masse wie beispielsweise Schwarze Löcher ziehen auf ihrer Umlaufbahn um ein Galaxienzentrum die sie umgebenden Sterne an und werden im Gegenzug von diesen angezogen. Da die Gravitation der Sterne kleiner ist als die der Schwarzen Löcher, sinken die massiveren Objekte immer weiter nach innen, während die leichteren sich nach außen bewegen.
Der Schwarm Schwarzer Löcher sorgt wahrscheinlich auch für das Wachstum von Sagittarius A*. Das supermassive Schwarze Loch, das eine geschätzte Masse von 3,7 Millionen Sonnen hat, verschluckt nach und nach seine kleineren Verwandten ? mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Schwarzen Loch in einer Million Jahre.
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel